Betriebswirtschaftliche Kennzahlen

Wenn man sich das erste Mal mit dem Thema Unternehmensbewertung beschäftigt stößt man unumgänglich auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Kennzahlen. Das kann im ersten Moment überfordernd wirken. Beschäftigt man sich länger damit, wird jedoch schnell klar: Die Fundamentalanalyse ist keine Zauberei und je mehr du schon gelernt hast, desto einfacher fällt es dir neue Kennzahlen zu verstehen.

Was sind betriebswirtschaftliche Kennzahlen überhaupt?

Die Kennzahlen sind in der Regel das Ergebnis einer betriebswirtschaftlichen Analyse der Wirtschaftsdaten eines Unternehmens, deshalb betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Die benötigten mathematischen Fähigkeiten sind hierbei auf die Grundrechenoperationen beschränkt. Dadurch ist die Ermittlung für betriebswirtschaftliche Kennzahlen selten die Herausforderung. Die eigentliche Aufgabe besteht in der sinnvollen Interpretation dieser. Das Problem sind häufig viele Einflussfaktoren die sich auf die jeweilige Kennzahl auswirken. So sollte bei einer „schlecht“ ausfallenden Kennzahl im Einzelfall geprüft werden warum diese so ausfällt und ob der „Schaden“ nachhaltig ist.

Welche betriebswirtschaftliche Kennzahlen gibt es?

Da es eine Menge unterschiedliche betriebswirtschaftliche Kennzahlen gibt, folgt hier nun eine Auswahl relevanter Kennzahlen für Einsteiger, beginnend mit vier Kennzahlen des Jahresabschlusses und abschließend vier Kapitalmarkt-Kennzahlen. Wir haben uns für diese Kennzahlen für den Einstieg entschieden, da wir häufig in den Beiträgen über Aktiengesellschaften diese Kennzahlen angeben.

EAT oder Jahresergebnis
Das Jahresergbenis ist eine der bekanntesten Kennzahlen. Das Jahresergbenis ist die Differenz aus allen Erträgen und Aufwendungen eines Geschäftsjahres. Da es das Ergebnis der Gewinn und Verlustrechnung ist, geben Unternehmen diese Zahl im Jahresabschluss an.
EBT oder Vorsteuergewinn
Das EBT (Earnings before taxes) gibt den Gewinn eines Unternehmens an, bevor Steuern abgeführt wurden. Das EBT dient als Steuerbemessungsgrundlage und ist maßgeblich für die Höhe des Steueraufwands. Diese Kennzahl wird aufgestellt, da die Steuerhöhe oftmals stark regional abhängig ist. Um einen neutraleren Vergleich zwischen zwei Unternehmen zu ermöglichen, können diese beiden Kennzahlen verglichen werden.
EBIT oder Betriebsergebnis
Beim EBIT (Earnings before interest and taxes) handelt es sich um ein Ergebnis das um die Höhe der Steuern und der Zinszahlungen beziehungsweise Zinserträge bereinigt wurde. Das Ziel dieser Kennzahl ist es, das Ergebnis aus der operativen Tätigkeit eines Unternehmens zu veranschaulichen. Einflussfaktoren wie das Finanzergebnis werden hierbei vernachlässigt. In der Praxis existiert neben dem EBIT auch das bereinigte EBIT. Hier werden „unbrauchbare“ Einflussfaktoren die durch Bilanzierungsvorschriften entstehen bereinigt.
EBITDA
Das EBITDA (Earnings before interests, taxes, depreciation and amortization) beschreibt, wie der Name schon vermuten lässt, das Ergebnis vor Verrechnung des Finanzergebnisses, der Steuern und der Abschreibungen. Das EBITDA ist eine der am häufigsten genutzten Kennzahl, wenn es um den Vergleich von Geschäftsleistungen unterschiedlicher Unternehmen oder von mehreren Perioden desselben Unternehmens geht. Das liegt daran, dass die genannten Einflussfaktoren, die im EBITDA nicht enthalten sind starke Schwankungen aufweisen und häufig abhängig von der Politik des jeweiligen Landes sind. Somit bietet sich das EBITDA besser im internationalen Vergleich an, als das Jahresergbenis.
Kapitalmarkt-Kennzahlen
Diese Kennzahlen lassen sich direkt vom Kapitalmarkt ableiten oder können ebenfalls aus den Finanzdaten eines Unternehmens gebildet werden aber werden im Zusammenhang mit Aktien besonders häufig berücksichtigt:
Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote ergibt sich aus folgender Gleichung:

 

Eigenkapital / Gesamtkapital = Eigenkapitalquote

 

Das Gute hieran ist, wir bekommen direkt eine zweite Kennzahl und zwar die Fremdkapitalquote. Denn das Gesamtkapital eines Unternehmens beziehungsweise die Bilanzsumme besteht aus Fremdkapital und Eigenkapital. Das bedeutet alles was nicht Eigenkapital ist, ist automatisch Fremdkapital. Die Fremdkapitalquote ergibt sich somit aus:

 

100 % – Eigenkapitalquote = Fremdkapitalquote

 

Eigenkapital dient als Risikopuffer. Durchlebt ein Unternehmen einmal eine schlechte Phase, ist es mit einem hohen Eigenkapitalbestand wahrscheinlicher, dass das Unternehmen die Krise durchsteht. Darüber hinaus ist Eigenkapital langfristig gebunden und eignet sich so sehr gut zu Investitionszwecken. Allerdings ist Eigenkapital in der Regel teurer als Fremdkapital. Eine zu hohe Quote ist somit ebenfalls negativ da die erhöhten Kosten den Ertrag schmälern.

EPS

Das EPS (Earings per share) gibt den Gewinn eines Unternehmens pro Aktie für eine Periode an. Das bedeutet das EPS wird durch folgende Gleichung ermittelt:

 

Jahresergebnis / Durchschnittliche Anzahl an Aktien = EPS

 

Da die Anzahl der Aktien über die Periode hinweg schwanken kann, wird hier mit dem durchschnittlichen Bestand gerechnet. Ist vom diluted EPS oder dem verwässerten Ergebnis pro Aktie die Sprache werden zur Anzahl der Aktien alle noch offenen Wandlungsfähigen Wertpapiere wie Wandelanleihen hinzugerechnet. Für sich selbst genommen bietet das EPS nur bedingt eine Aussagekraft, da die Höhe von der Anzahl der Aktien abhängt und das Jahresergebnis durch unterschiedliche Rechtsgrundlagen international stark abweichen kann. Jedoch kann daraus das KGV gebildet werden.

KGV

Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bildet sich aus:

 

Börsenkurs / EPS = KGV

 

Das KGV gibt an wie viele Jahre das Unternehmen benötigen würde, um mit gleicher Geschäftsleistung den aktuellen Börsenkurs beziehungsweise seine Marktkapitalisierung zu verdienen. Dies gibt einen ersten Anhaltspunkt ob eine Aktie hoch oder niedrig bewertet ist.

Marktkapitalisierung

Die Marktkapitalisierung ist eine Kennzahl die ausschließlich aus dem Kapitalmarkt abzuleiten ist. Sie ergibt sie aus:

 

Börsenkurs * Anzahl Aktien = Marktkapitalisierung

 

Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die Marktkapitalisierung dem Wert des Unternehmens entspricht. Jedoch beinhaltet diese Kennzahl hauptsächlich die Erwartungen der Aktionäre. So kann ein Unternehmen im Vergleich zur Marktkapitalisierung teurer oder günstiger sein. Dies wird dann Unter- oder Überbewertung genannt.

Weitere betriebswirtschaftliche Kennzahlen
Dies war ein kurzer Einstieg in die Welt der Kennzahlen. Da es jedoch noch deutlich mehr gibt und die Kennzahlen im Einzelnen genauer betrachtet werden können, folgen demnächst noch weitere Beiträge dieser Art. Schau regelmäßig vorbei um auf den neusten Betrag nicht zu verpassen.
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Disclaimer

Die Durchführung von Wertpapiergeschäften ist risikobehaftet. Es treten je nach Art des Geschäfts Risiken in unterschiedlichem Ausmaß auf. Der Verlust kann bis zum totalen Ausfall des eingesetzten Kapitals und darüber hinaus reichen. Unsere Beiträge stellen in keinster Wiese irgendeine Handlungsaufforderung zu den beschriebenen Geschäften dar. Sie dienen lediglich der informativen Darstellung, um ihnen eine bessere Übersicht und ein besseres Verständnis zu bieten.